Galgen Kirchberg am Walde
PositionLand/Region Niederösterreich, Bezirk Gmünd, Gemeinde Kirchberg am Walde
33 N 505486 / 5397889 UTM/WGS84
BeschreibungObjektbeschreibung
Der Galgen von Kirchberg am Walde besteht aus zwei viereckigen, sich nach oben verjüngenden Säulen. Diese wurden aus behauenen Steinquadern beachtlicher Größe baukastenartig aufgeschichtet. Am oberen Ende befindet sich jeweils eine bekrönende Steinkugel und darunter ein Loch durch das ein Balken zwischen den Säulen angebracht wurde. Aufgrund der sehr massiven Bauweise ist der Galgen vorzüglich erhalten geblieben. Er ist gemäß einem Bescheid des Bundesdenkmalamts geschützt.1

Historischer Kontext
Das Gebiet gehörte ursprünglich zum Poigreich, aus diesem entstanden die Landgerichte Neupölla-Krumau (nach 1141) und Horn-Wildberg. Aus ersterem ging das Landgericht Kirchberg am Walde hervor, es erscheint um 1380 zum ersten Mal und bleibt bis ins 19. Jahrhundert landesfürstliches Lehen. Jedoch gehörten der Herrschaft anscheinend nur die Einkünfte, denn in allen Lehenbriefen kam bis ins 19. Jahrhundert der Passus vor, daß der landesfürstliche Bannrichter (zu Krumau) die Gerichtsbarkeit ausüben solle. 1601 schien diese Wendung jedoch keine Bedeutung mehr besessen zu haben. 1601 verkaufte der neue Besitzer von Krumau die Landgerichte zu Weißenalbern, Grünbach, (Groß-)Höbarten, Limbach und Ottenschlag an Kirchberg. 1760 wurde zudem das Landgericht Hirschbach mit Kirchberg vereinigt.2 Errichtet wurde der Galgen Mitte des 18. Jahrhunderts3, möglicherweise durch Leopold Graf Kuefstein (gestorben 1745)4. Der östliche Pfeiler ist mit 1743 bezeichnet, dies könnte das Jahr der Errichtung bezeichnen. Die letzte und als einzige dokumentierte Hinrichtung fand am 14. November 1776 statt. Joseph Stangel aus Haslau bei Heidenreichstein wurde in Gegenwart von hunderten Menschen gerädert. Stangel hatte seine Frau, die er bereits vorher immer schlecht behandelt hatte, am Rückweg einer Wallfahrt von Hoheneich in die "obere Wehr" der Braunau gestoßen, wo sie ertrank. Er wurde ausgeforscht, verhaftet und gestand die Tat. Aufgrund des Delikts wurde er zum Tod durch das Rad verurteilt. Er wurde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht am Friedhof beigesetzt, sondern in der Nähe des Galgens verscharrt.5

Standort und Lage
Das Bauwerk befindet sich auf halbem Weg der Straße von Kirchberg am Walde nach Ullrichs. Kommt man von Kirchberg, dann ist der Galgen rechts neben der Straße am Rande eines Wäldchens sichtbar. Der Richtplatz lag zentral im ehemaligen Landgericht Kirchberg am Wald.6 Eine Sichtverbindung vom Schloß in Kirchberg zum rund 1600 Meter entfernt gelegenen Galgen könnte möglich gewesen sein.
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1 [BDAN; S. 126]
2 [LGKE2-1; S. 61f, 79]
3 [Eppel89; S. 145]
4 [Pless98]
5 [Kollr93; S. 56f]
6 [LGK; Blatt 2]

Literatur: [DehioNN; S. 506], [Eppel89; S. 33, 66, 145], [IngAE38], [Kollr93; S. 56f], [LGKE2-1; S. 62], [Mülle30], [Pless98]
Bilder/Plan
Aug. 1999Planskizze

© Stefan Lefnaer 14.03.2015